Stromtarife der Stadtwerke Karlsruhe alles andere als interessant

20.07.2011 um 09:57

BNN und StadtZeitung berichteten in der vergangenen Woche über die positive Bilanz der Stadtwerke Karlsuhe und den, wenn auch “kleinen” Gewinn von 2,6 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2010. Wenn sich allerdings die Stadtwerke im zunehmend härteren Wettbewerb behaupten konnten (“StadtZeitung”), liegt das nicht daran, dass die angebotenen Tarife interessant sind (BNN-Kommentar “Gewinn für alle”). Ein nicht geringer Teil des Stadtwerkegewinns geht auf die Strompreiserhöhung zum 01. 12. 2008 zurück, die mit den hohen Rohstoffpreisen im August 2008 und dem daraus resultierenden Preisanstieg an der Strombörse begründet wurde. Bis zum Stichtag der Preiserhöhung waren dann aber die Rohstoffpreise und die Strompreise an der Börse gewaltig eingebrochen. Damals hatte sich die Aktionsgemeinschaft Nachtstromnutzer Karlruhe gebildet und hatte dagegen rebelliert. Mit dem Hinweis auf eine künftige Verrechnung des daraus resultierenden Gewinns bzw. der Berücksichtigung bei einer folgenden Strompreiserhöhung, versuchten die Stadtwerke die seinerzeit mit einer fast 20%igen Erhöhung des Nachtstroms besonders hart betroffenen Nachtstromnutzer zu beschwichtigen.

Zwei Jahre (2009 und 2010) konnten die Stadtwerke von den niedrigen Strompreisen an der Börse profitieren. Schon nach dem damaligen Preissprung wären viele Nachtstromkunden abgesprungen. Schnell mussten die Nachtstromer aber  feststellen, dass kein freier Markt für Tag- und Nachtstrom-Kombikunden existierte. Ein Verfahren des Bundeskartellamts in den Jahren 20092010 hat jetzt zwar die Voraussetzungen für einen Markt auch für Nachtstrom geschaffen. Doch ist ein solcher bis heute nicht zustande gekommen.

Der Solarstromhype des ersten Halbjahres 2010 hat nun zu einer deutlichen Steigerung der Abgabe aus dem EEG (Energieeinspeisungsgesetz) geführt. Dies führt zwar zwangsläufig zu einer Strompreiserhöhung, doch haben Gutachten und Studien den großen Spielraum aufgezeigt, der es nahe legte, die EEG-Abgabe ab 2011 nicht in voller Höhe an die Kunden weiterzugeben. Doch haben die Stadtwerke Karlsruhe mit einer weit über dem Bundesdurchschnitt liegenden Strompreiserhöhung von mehr als 18% für Nachtstrom diese Abgabe in voller Höhe aufgeschlagen. Auch diesmal und noch deutlicher als zuvor haben die Nachtstromer protestiert. Etwa 70 von ihnen wurde gar der alte Sondervertrag gekündigt. Wenn auch fast alle den neuen Sondervertrag mit den höheren Preisen unterschrieben haben, so geschah dies bestimmt nicht wegen des interessanten Tarifangebots, sondern weil alle Versuche, einen günstigeren Anbieter für einen Kombitarif HT- und NT-Strom zu finden, letztlich an den Versorgungsgebiets- oder Netzgrenzen scheiterten. Vielleicht kommen wir in der Marktanalyse und Marktentwicklung für Nachtstrom bis zur nächsten Preiserhöhung weiter. Die Wechselbereitschaft war dieses Mal schon sehr groß und wird weiter zunehmen. Die Energiewende könnte dabei sehr hilfreich werden, denn die Renaissance der elektrischen Speicherheizungen gewinnt an Fahrt. Erste Großversuche, elektrische Speicherheizungen in die Windenergiegewinnung einzubinden, sind angelaufen. Schade, dass dies nicht in Karlsruhe passiert.

Ulrich Becksmann, Sprecher der Aktionsgemeinschaft Nachtstromnutzer Karlsruhe