KEA Chef scheut nicht die Konfrontation mit Nachtstromheizern - er soll sie haben!

28.07.2011 um 09:43

Am 27. Juli 2011 erschien in den Badischen Neuesten Nachrichten ein Gespräch mit Volker Kienzlen, dem Chef der Landesenergieagentur. Der Titel war “Die Energieeinsparung ist wie ein schlafender Riese”.

Der Sprecher der Nachtstromnutzer Karlsruhe Ulrich Becksmann nimmt hierzu Stellung:

KEA-Chef scheut nicht die Konfrontation mit den Nachtstromheizern – Er soll sie haben!

Für Volker Kienzlen, Chef der Klima und Energie-Agentur Baden-Württemberg, ist die Energieeinsparung wie ein schlafender Riese, der erst noch geweckt werden muss. Vielmehr scheint es, dass eine Institution, die bisher ein eher überschaubares Dasein fristete, in der Energiewende die Chance einer Aufwertung wittert. Das haben auch schon andere versucht. So hatte das Bremer Energieinstitut 2007 auf die Klima-Politik der Großen Koalition mit der Inaussichtstellung der Einsparung von 23 Millionen Tonnen CO~2~ durch ein Verbot der Nachtspeicherheizungen maßgeblich Einfluss genommen und der Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Ehrentitel „Klimakanzlerin“ verholfen. Im Energiekonzept der jetzigen Bundesregierung wird darüber kein Wort mehr verloren. Geblieben ist die EnEV09 mit den Ausnahmebestimmungen, die nur wenigen Prozent von Nachtspeicheröfen den Garaus bringen könnte. Warum das so gekommen ist und vermutlich nicht einmal dieses Minimum erreicht werden wird, muss Herrn Kienzlen völlig entgangen sein. Dabei hat er selbst in seiner Bestandsaufnahme „Erneuerbar statt elektrisch“ 82009 als Ergebnis der Umfrage bei den Stadtwerken Karlsruhe den Schluss gezogen, dass hier die Regelung (stufenweise Stilllegung der Nachtspeicherheizungen) ins Leere läuft und auch perspektivisch nicht zu einer nennenswerten Reduzierung des Heizstromverbrauchs führen wird. Offensichtlich vertritt Kienzlen die Ansicht, wenn die Nachtstromer nicht so wollen, dann müssen sie eben gezwungen werden. Wie kommt Herr Kienzlen zu der Auffassung, dass bei den Hausbesitzern genügend privates Kapital für bessere Dämmung und modernere Heizungsanlagen vorhanden sei? Bekanntlich ist das ambitionierte Wärmedämmungsprogramm der Bundesregierung an den - trotz Förderung - hohen Kosten gescheitert und muss neu aufgelegt werden.

Ich unterstelle Herrn Kienzlen, dass seine Fachkenntnisse der Nachtspeichertechnik in der Mitte des letzten Jahrhunderts stehen geblieben sind. So meint er in einem Schreiben an das Umweltministerium Baden-Württemberg, dass Räume mit Nachtspeicherheizung typischerweise zeitweise überheizt würden. Im Gegenzug vermutet er, dass zeitweise die eingespeicherte Wärmemenge nicht für die Beheizung des Raumes ausreiche. Er sollte einmal einen Nachtstromer-Haushalt besuchen, um diesen Irrtum zu korrigieren. Wir sind in der Steuertechnik längst viel weiter. Daher stimmen auch die Effizienzbetrachtungen nicht! Mit welchem Recht gilt Herr Kienzlen als “Experte für Thermodynamik”? In unseren Reihen sind viele Elektrotechniker, Physiker und andere Naturwissenschaftler, die sich auf diesem Gebiet bestens auskennen und zu anderen Ergebnissen kommen.

Am schlimmsten aber ist, dass an Herrn Kienzlen sämtliche Äußerungen und Erkenntnisse zur Bedeutung der elektrischen Speicheröfen vor allem für dier Nutzung der Windenergie bei der jetzigen Energiewende vorbei gegangen sind. Schon im Dezember 2008 hat dieDeutsche Energieagentur (dena) auf die Nutzung der bewährten Technik der Nachtspeicheröfen als Windspeicheröfen hingewiesen. Zuletzt hat der Präsident des Elektrohandwerkes das Podium der Internationalen Handwerksmesse in München dazu genutzt, um auf die Renaissance der Speicheröfen hinzuweisen. RWE und Siemens betreiben in Nordrhein-Westfalen ein Großprojekt zur Nutzung von Windenergie in 50 Nachtspeicherheizungen. Von den Energiewirtschaftlern am KIT könnte Herr Kienzlen sogar lernen, dass Windräder gerade zu den Zeiten am wirkungsvollsten arbeiten, zu denen die Nachtspeicherheizungen Strom benötigen: im Wintehalbjahr und meistens nachts! Im Smart-Haus des MeRegio-Projektes steht übrigens neben einem Elektroauto auch ein Nachtspeicherofen! Man kann nur hoffen, dass manches von dem, was von Kienzlen vorgebracht wurde, wieder verpufft! Gehen wir zur Tagesordnung und zu den wirklichen Problemen sowie deren Lösung über.

Allen Hausbesitzern, die ihr Haus demnächst verkaufen wollen oder gar müssen, die durch die vorgeschlagene Heizungsaustauschpflicht Kapitalverluste erleiden, sollten ihre Schadensersatzansprüche an die KEA richten. Ich halte die Politiker für klug genug, so etwas nicht Gesetz werden zu lassen. Zum Glück gibt es ja noch das Grundgesetz, das Privateigentum schützt.